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Ansätze für einen nachhaltigen Umgang mit Kunststoffen, Teil 2

Ansätze für einen nachhaltigen Umgang mit Kunststoffen, Teil 2 – BKM

Der Eintrag von Kunststoffen in die Umwelt nimmt weltweit zu. Doch die bestehenden Regularien reichen nicht aus, um das Problem wirksam einzudämmen. Aus diesem Grund muss die stetig steigende Produktion und Nutzung von Kunststoffen insgesamt verringert werden.

Es braucht einen systemischen Ansatz, der alle Akteure einbezieht, die Produkte und Verpackungen aus Kunststoff produzieren, in den Verkehr bringen, verwenden, recyceln und entsorgen.

Die Politik ist gefragt, eine gesamtgesellschaftliche Debatte anzuregen, einen Paradigmenwechsel einzuleiten und einen verbindlichen Rechtsrahmen zu schaffen.

Ein nachhaltiger Umgang mit Kunststoffen verfolgt das Ziel, zu verhindern, dass Plastik unkontrolliert in die Umwelt gelangt. Es geht nicht darum, Kunststoffe zu verteufeln. Dafür sind sie als Werkstoffe viel zu wertvoll und in etlichen Anwendungsbereichen anderen Materialien so überlegen, dass sie kaum zu ersetzen sind. Aber die negativen Auswirkungen dürfen eben auch nicht außer Acht gelassen werden.

In unserem zweiteiligen Beitrag nennen wir Ansätze für einen nachhaltigen Umgang mit Kunststoffen. Hier ist Teil 2!:

Bei Lösungsansätzen an alle relevanten Akteure denken

Die Verantwortung für das Kunststoffproblem liegt nicht bei einigen wenigen, einzelnen Akteuren. Stattdessen sind alle mitverantwortlich, die Plastikprodukte und Kunststoffverpackungen herstellen, verkaufen, verwenden, recyceln und entsorgen. Unternehmen gehören genauso dazu wie die öffentliche Hand, Verbände und private Haushalte.

Weil Kunststoffe durch diverse Akteure in die Umwelt gelangen, müssen auch Lösungsansätze großflächig und breit ansetzen. Insellösungen zur Reduzierung oder Vermeidung von Kunststoff für einzelne Gruppen zeigen meist wenig Wirkung und können gesamtwirtschaftlich sogar nachteilige Konsequenzen haben.

Um wirklich etwas zu erreichen, müssen Lösungsansätze deshalb alle Akteure einbeziehen und gezielt ansprechen.

Vermeidung und Wiederverwendung dem Recycling vorziehen

Natürlich ist ein effektives Recycling ein wichtiger Bestandteil eines nachhaltigen Gesamtkonzepts. Falsch wäre aber, sich ausschließlich aufs Recycling zu konzentrieren. Denn ein Teil der Kunststoffe wird nicht recycelt, sondern verbrannt. Ein anderer Teil der Kunststoffe gelangt erst gar nicht in die Sammlung, sondern verteilt sich auf anderen Wegen in der Umwelt.

Damit die Kunststoffeinträge in die Umwelt gesenkt werden können, müssen wir deshalb die ganzen Wertschöpfungsketten berücksichtigen und dabei die Stufen der Abfallhierarchie einhalten.

Dazu gehört, das Design und die Verarbeitung von Kunststoffen, die verschiedenen Phasen der Nutzung und die Entsorgung so anzupassen, dass insgesamt weniger Kunststoffe eingesetzt werden.

Mehr informationen:  Wie gut sind Alternativen zu herkömmlichen Plastikverpackungen?

Dabei können wir den Einsatz vor allem dort senken, wo wir auf langlebige und wiederverwendbare Materialien zurückgreifen können, die mit deutlich weniger Umweltauswirkungen einhergehen.

Ansätze für einen nachhaltigen Umgang mit Kunststoffen, Teil 2 (1)

Die Zusammensetzung von Kunststoffprodukten transparent machen

Einige Inhaltsstoffe, Additive und Chemikalien aus dem Herstellungsprozess von Kunststoffen können die menschliche Gesundheit und die Umwelt gefährden. Außerdem machen sie es schwerer, die Materialien wiederzuverwenden und in einen Kreislauf einzuführen.

Damit alle Akteure entlang der Wertschöpfungskette über die enthaltenen Inhaltsstoffe Bescheid wissen, Informationslücken geschlossen werden und eine Grundlage für regulative Maßnahmen entsteht, sollten die Materialzusammensetzungen transparent gemacht werden.

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Transparenz:
In einer Aufschlüsselung sollten die eingesetzten Rohmaterialien, Additive, Hilfsstoffe und sonstigen Substanzen jeweils mit Mengenangaben rechtskonform deklariert werden. Diese Angaben sollten dann in Informationsportalen über den gesamten Lebenszyklus eines Kunststoffprodukts hinweg nachvollziehbar sein und von jedem online eingesehen werden können. Auf diese Weise entsteht nicht nur die dringend notwendige Transparenz. Vielmehr könnte auch die Qualität von Kunststoffprodukten und Rezyklaten steigen, weil alle Akteure präzise wüssten, welche Materialien sie genau verarbeiten.

Unerwünschte und potenziell gefährliche Zusatzstoffe sollten konsequent verboten werden.

Andersherum könnten Positivlisten dazu beitragen, dass unbedenkliche und umweltverträgliche Stoffe vermehrt zum Einsatz kommen.

Eine nationale Kunststoffstrategie und ein globales Übereinkommen voranbringen

Die Bundesregierung ist gefragt, eine nationale Kunststoffstrategie auf den Weg zu bringen, die qualitative und quantitative Ziele präzise, zeitlich definiert und messbar formuliert.

Die Strategie sollte außerdem eine Vision für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft über den gesamten Lebenszyklus von Kunststoffen hinweg enthalten und von Anfang an versuchen, Lösungen für Zielkonflikte aufzuzeigen.

Allerdings reicht es nicht aus, so eine Kunststoffstrategie einmalig zu erarbeiten. Vielmehr muss regelmäßig überprüft werden, ob die formulierten Ziele erreicht wurden. Gab es Abweichungen bei den Zielen oder wurden diese verfehlt, sind entsprechende Nachbesserungen notwendig.

Mehr informationen:  Was sind Aminoplaste?

Außerdem sollte die Strategie stetig an neue Erkenntnisse aus der Wissenschaft und Forschung angepasst werden. Dabei kann und sollte eine nationale Kunststoffstrategie durchaus über die Anforderungen hinausgehen, die auf EU-Ebene gelten.

Die internationale Dimension bringt es aber mit sich, dass das Kunststoffproblem allein in Deutschland oder Europa nicht gelöst werden kann. Das Basler Übereinkommen greift zwar einen Aspekt der Problematik auf, indem es den Export von bedenklichen Kunststoffabfällen verbietet. Zu einer weitreichenden Lösung des Umweltproblems führt dieses Verbot aber nicht.

Es ist unumgänglich, dass die internationale Staatengemeinschaft gemeinsame Ziele definiert, um den Kunststoffeintrag in die Umwelt zu mindern. Es braucht ein internationales Abkommen, das die gesamte Problematik berücksichtigt und alle Staaten zum Handeln verpflichtet. Ein solches Abkommen ist aber nicht nur mit Blick auf die Umweltauswirkungen wichtig.

Es stellt auch die Weichen dafür, dass Unternehmen im globalen Wettbewerb konkurrenzfähig bleiben.

Deutschland sollte seinen Einfluss nutzen, um solche Vereinbarungen auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene voranzubringen.

Ansätze für einen nachhaltigen Umgang mit Kunststoffen, Teil 2 (2)

Auf breiter Ebene informieren und aufklären

Das übergeordnete Ziel muss sein, umweltfreundliches Handeln über alle Gruppen der Gesellschaft hinweg zu fördern.

Bereits im Kindergarten und in der Schule sollten Kinder ein Bewusstsein dafür entwickeln, was Plastikmüll in der Umwelt anrichten kann.

Es geht nicht darum, Ängste zu schüren. Stattdessen geht es darum, Wissen zu vermitteln. Wenn es für Kinder selbstverständlich wird, zum Beispiel pfleglich mit ihren Spielsachen umzugehen, Müll richtig zu trennen oder Plastiktüten und -becher nicht achtlos irgendwo liegenzulassen, ist schon viel gewonnen. Zumal sich die Lebenswelt der Kinder auch im Familienalltag niederschlägt.

Umfragen haben gezeigt, wie wenig Jugendliche und Erwachsene über Mikroplastik wissen. Auch hier ist ein Ansatzpunkt für informative Aufklärung gegeben. Gleiches gilt für das Recycling.

Selbst Unternehmen zögern mitunter, Rezyklate einzusetzen, weil ihnen die Kenntnisse darüber fehlen, sie mindere Produktqualitäten fürchten oder höhere Kosten vermuten.

Wichtig ist, dass wir solche Wissenslücken schließen, um das Bewusstsein für einen nachhaltigen Umgang mit Kunststoffen zu fördern.