Die Kunststoffproduktion sorgt zwar für wichtige, nützliche, innovative und in vielen Bereichen unverzichtbare Werkstoffe und Produkte. Aber sie verursacht auch hohe Emissionen und große Müllberge. Dadurch trägt sie nicht unerheblich zum Klimawandel bei.
Aus diesem Grund ist es wichtig, einerseits moderne, emissionsarme Produktionsprozesse voranzubringen. Andererseits muss das Ziel sein, Plastikabfall zu vermeiden und die Recyclingquote zu erhöhen.
Eine Umgestaltung des Emissionshandels und angepasste Produktstandards könnten dazu beitragen, Emissionen einzusparen und das Potenzial einer Kreislaufwirtschaft besser auszuschöpfen.
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Der CO2-Fußabdruck von Kunststoffen ist hoch
Aus Studien ist bekannt, dass Kunststoffe rund 4,5 Prozent der weltweiten Treibhausgas-Emissionen verursachen. Damit ist ihr Beitrag zur Emissionsbilanz um ein gutes Prozent höher als der des gesamten weltweiten Flugverkehrs. Hinzu kommt, dass die Kunststoffproduktion etwa sechs Prozent des globalen Kohlestroms verbraucht.
Dieser fossile Stromanteil hat sich zwischen 1995 und 2015 verdoppelt. Das ist vor allem in den Ländern der Fall, die zu den Hauptherstellern von Kunststoffgrundprodukten gehören. Dazu zählen unter anderem China, Indonesien, Indien und Südafrika.
Untersuchungen haben aber auch aufgezeigt, dass der CO2-Fußabdruck von Kunststoffen gut doppelt so hoch ist wie bisher vermutet. Ökobilanzen sind bislang davon ausgegangen, dass der CO2-Fußabdruck von gängigen Kunststoffen wie Polyethylen, Polypropylen oder PET bei rund zwei Kilogramm CO2-Äquivalenten pro Kilogramm Polymer liegt. Tatsächlich beträgt dieser Wert im weltweiten Durchschnitt aber vier bis fünf Kilogramm.
Bei der Kunststoffproduktion emittiert allein China über 40 Prozent aller Treibhausgase. Trotzdem strebt das Reich der Mitte an, bis 2060 klimaneutral zu sein. Indonesien und der Rest Asiens verursachen zusammen rund 20 Prozent der Emissionen, weitere elf Prozent steuern die Länder des Mittleren Ostens bei.
Andererseits ist China mit etwa 20 Prozent auch der größte Nutzer und Verbraucher des weltweit produzierten Kunststoffs. Schließlich sind in dem Land rund 19 Prozent der Weltbevölkerung zu Hause und der Bedarf an Kunststoffen, zum Beispiel für den Ausbau von Infrastrukturen, ist gewaltig.
Im Vergleich dazu machen die Bewohner der EU gerade einmal sechs Prozent der Weltbevölkerung aus, verbrauchen aber 15 Prozent aller hergestellten Kunststoffe. In einer ähnlichen Größenordnung bewegt sich der Verbrauch in den USA.
Der Anteil der US-Amerikaner an der Weltbevölkerung liegt bei gut vier Prozent, ihr Verbrauch des global produzierten Plastiks bei 13 Prozent.
Emissionen entstehen bei der Produktion und der Verbrennung von Kunststoffen
Bei der Plastikherstellung entstehen hohe Emissionen. Je nach Kunststoffproduktionsverfahren sind die Emissionen zwar verschieden. Doch entlang der Wertschöpfungskette gibt es viele Stellen, an denen Treibhausgase emittiert werden.
Zu den Quellen der Emissionen gehören unter anderem:
- Energieverbrauch bei der Herstellung der Monomere
- Chemische Reaktionen bei der Polymerisation oder Polykondensation
- Energieintensive Prozesse wie das Kühlen, Komprimieren, Destillieren oder Extrahieren
- Energieverbrauch beim Schmelzen und Formen der Kunststoffe
- Transport von Rohstoffen und Endprodukten
- Abfälle und Ausschuss bei der Produktion
Doch nicht nur die Kunststoffproduktion erzeugt Treibhausgase. Auch bei der Plastikverbrennung werden große Mengen CO2 emittiert. Dabei wird beim Verbrennen nicht nur das CO2 freigesetzt, das in den Kunststoffen gebunden ist.
Stattdessen müssen sowohl die Emissionen aus der Verbrennung als auch aus der Produktion eingerechnet werden. Insofern ist Plastik als Ersatzbrennstoff doppelt ungünstig.
Eine effiziente CO2-Bepreisung würde helfen
Unser Ziel muss sein, Kunststoffe effizienter zu nutzen, besser wiederzuverwenden und wirksamer zu recyceln. Plastik aus nachwachsenden Rohstoffen kann ein Ausgangspunkt für die Herstellung sein.
Um die Emissionen bei der Kunststoffproduktion zu senken und die Klimabilanz von Kunststoffen insgesamt zu verbessern, sollten außerdem vor allem in den Exportländern die erneuerbaren Energien deutlich ausgebaut werden.
Es gibt inzwischen verschiedene Studien, die sich damit befasst haben, wie dem konstanten Anstieg von Klimagasen aus der Kunststoffproduktion begegnet werden kann.
Rohstoffe aus Biomasse zu verwenden, erneuerbare Energien zu nutzen, die Kunststoffnachfrage zu verringern und auch die Kohlenstoffabscheidung zu verwerten, nennen sie als mögliche Lösungen.
Eine Kombination dieser Strategien bietet die Chance, die Treibhausgasemissionen von Kunststoffen auf nahezu Null zu senken.
Doch dafür müssen eben die richtigen Rahmenbedingungen vorhanden sein. Die CO2-Bepreisung ist dabei eine denkbare Stellschraube.
Die Kreislaufwirtschaft muss gestärkt werden
Aktuelle Zahlen zeigen, dass die jährlichen Emissionen im Zusammenhang mit der Kunststoffproduktion in der EU bei etwa 13,5 Millionen Tonnen CO2 liegen. Das entspricht ungefähr einem Fünftel der EU-weiten Emissionen der chemischen Industrie.
Gleichzeitig steht die wirtschaftliche Tragfähigkeit des europäischen und weltweiten Marktes für Kunststoffrecycling unter enormem Druck. Weil die Nachfrage nach recyceltem Kunststoff nicht nur gering, sondern tendenziell rückläufig ist, wird ein nachhaltiges Abfallmanagement vielerorts schwieriger.
Die Folge ist, dass große Mengen an Plastikmüll nicht recycelt, sondern anderweitig entsorgt werden.
Andersherum schafft eine effiziente Bepreisung des CO-Ausstoßes die notwendigen Anreize für alle Akteure, Kunststoffe klimaneutral zu produzieren, Ressourcen einzusparen, Plastik länger zu nutzen und besser wiederzuverwerten.
Auch Produktstandards, die zum Beispiel Zusatzstoffe beschränken, könnten dazu beitragen, dass Plastikabfälle besser sortiert und recycelt werden können.
Nicht zuletzt ist aber auch wichtig, sachlich über die Umweltauswirkungen von Plastik zu informieren, um so das Bewusstsein für die Abfalltrennung und einen nachhaltigen Konsum zu fördern.