Kunststoffe sind sehr praktisch. Denn das Material ist preiswert, leicht, stabil, langlebig und vielseitig einsetzbar. Aber leider ist Plastik auch sehr beständig. Weil es sehr, sehr lange dauert, bis sich Kunststoffe abbauen und nicht alle Materialien recycelt werden können, wachsen die Müllberge stetig. Zumal wir viele Plastikprodukte nur kurz nutzen und sie danach entsorgen.
Doch damit stellt sich die Frage, welche Materialien eine umweltfreundlichere Alternative sein könnten. Sind Biokunststoffe, Glas, Metall oder Papier wirklich eine bessere und nachhaltigere Wahl?
In einem zweiteiligen Beitrag schauen wir uns einige Kunststoffalternativen an und nehmen eine Risikobewertung vor!:
Inhalt:
Bambus
Bambus ist ein schnell wachsender Rohstoff. Bei seinem Anbau werden vergleichsweise wenige Pestizide eingesetzt. Weil das Material sowohl stabil als auch flexibel ist, kann es zu vielen verschiedenen Produkten verarbeitet werden. So werden aus Bambusfasern zum Beispiel Möbel, Einweggeschirr, Zahnbürsten, Schneidebretter oder waschbare Küchentücher hergestellt. Doch nicht alle Produkte aus Bambus sind unbedenklich.
Im Unterschied zu Kunststoff sind Produkte aus reinem Bambus biologisch abbaubar. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass Bambus aufgrund seines schnellen Wachstums häufig geerntet werden kann.
Um sicherzugehen, dass für den Anbau keine Wälder gerodet wurden, sollte beim Kauf darauf geachtet werden, dass das Material aus nachhaltig bewirtschafteten Plantagen stammt. Entsprechende Siegel weisen auf einen nachhaltigen Anbau hin. Gesundheitlich unbedenklich sind Bambus-Produkte aber nur dann, wenn den Fasern keine anderen Stoffe beigemischt wurden.
Im Handel wurden lange Zeit Produkte wie Geschirr oder Kaffeebecher verkauft, die für den Kontakt mit Lebensmitteln gar nicht zugelassen sind. Obwohl solche Produkte als Bambus-Produkte bezeichnet werden, bestehen sie oft nicht aus reinem Bambus, sondern enthalten Kunststoffe wie Melamin- oder Harnstoff-Formaldehydharze.
Teilweise bestehen die Produkte sogar überwiegend aus Kunststoff, der lediglich mit Bambusfasern oder -pulver angereichert ist.
Toxikologische Untersuchungen haben ergeben, dass Gefäße für Lebensmittel aus solchem Bambus-Mischmaterial in vielen Fällen gesundheitlich problematisch sind, weil sie Melamin oder Formaldehyd freisetzen.
Das gilt insbesondere dann, wenn Lebensmittel in den Gefäßen erwärmt werden. Außerdem sind Produkte aus Bambus-Mischmaterial biologisch nicht abbaubar und auch nicht umweltfreundlich.
Risikobewertung zu Bambus als Kunststoffalternative
Reiner Bambus ist wegen seiner positiven Eigenschaften eine gute Alternative zu Plastik. Zu erkennen ist reiner Bambus an seinem holzartigen Aussehen und einer deutlich sichtbaren Faserstruktur. Trotzdem sind Mehrwegprodukte immer besser als Artikel wie Becher, Besteck oder Trinkhalme, die nur für den einmaligen Gebrauch gedacht sind.
Die meisten Bambus-Produkte bestehen aber ohnehin nicht aus reinem Bambus, sondern aus Materialmischungen oder Kunststoffen, die lediglich mit Fasern oder Pulver aus Bambus angereichert sind. Eine offizielle Zulassung für den Lebensmittelkontakt haben sie vielfach nicht.
Insofern sind Kunststoffverpackungen, die eigens für Lebensmittel produziert wurden, tatsächlich die bessere und unbedenklichere Lösung.
Mehr auch zur:
Baumwolle
Textilien können aus einer Vielzahl an Materialien hergestellt werden, darunter zum Beispiel Baumwolle, Leinen oder Wolle. Insbesondere Baumwollstoffe sind robust, stabil und haltbar. Sie können flexibel eingesetzt, mehrfach verwendet und auch bei höheren Temperaturen gewaschen werden. Im Handel sind Baumwolltaschen als Ersatz für Plastiktüten und Baumwolltücher mit Bienenwachs als Ersatz für Frischhaltefolie erhältlich.
Zu den Vorteilen von Baumwollstoffen gehört, dass sie lange halten, hygienisch sind und sich platzsparend verstauen lassen. Außerdem sind die Stoffe oft reißfester als Alternativen aus Papier oder Kunststoff. Allerdings verbraucht die Produktion von Textilien viel Energie und belastet die Umwelt.
Die Baumwolle muss angebaut und verarbeitet werden. Dafür wird nicht nur viel Wasser benötigt. Stattdessen kommen oft auch Pestizide, Gentechnik, Farbstoffe und andere Chemikalien zum Einsatz. Zudem fallen oft viele und lange Transportwege an.
Auch die hochgelobten Bienenwachstücher haben ihre Minuspunkte. So können sie nur mit kaltem Wasser gereinigt werden und eignen sich deshalb zum Beispiel für rohe Lebensmittel nicht. Die Haltbarkeit ist ebenfalls nicht sehr hoch.
Teilweise wird den Tüchern Baumharz zugesetzt, damit sich Bakterien und Pilze weniger verbreiten. Allerdings hat Baumharz einen intensiven Eigengeschmack, der schnell auf die verpackte Ware übergehen kann.
Wird das teure Bienenwachs mit kostengünstigem Paraffinwachs verlängert, können Bestandteile von Mineralöl ins Essen geraten.
Risikobewertung zu Baumwolle als Kunststoffalternative
Der klassische Stoffbeutel kann eine sinnvolle Alternative zur Plastiktüte sein. Für eine gute Umweltbilanz sollte er aber so oft wie möglich benutzt werden. Textilien, die mit Lebensmitteln in Kontakt kommen, sollten ungefärbt, nicht bedruckt und mit heißem Wasser zu reinigen sein. Bei Bienenwachstüchern ist das nicht der Fall. Hier hat die typische Vorratsdose aus Plastik letztlich die Nase vorn.
Biokunststoffe
In einigen Supermärkten finden sich Tüten aus Bioplastik. Auch bei Verpackungen und Kompost-Müllbeuteln werden Produkte aus Biofolie angeboten. Allerdings kann der Name in die Irre führen. Biokunststoffe werden zwar zum Teil aus nachwachsenden Rohstoffen wie Zuckerrohr gefertigt.
Ein Beispiel dafür ist Bio-PET. Allerdings sind Biokunststoffe nicht automatisch kompostierbar. Bio-PET etwa hat chemisch die gleiche Struktur wie konventionelles Plastik. Dennoch gibt es inzwischen auch Biokunststoffe, die biologisch abbaubar sind. Sie bestehen aus Rohstoffen wie Mais oder Kartoffeln.
Wie klassische Kunststoffe sind auch Biokunststoffe leicht, stabil, unempfindlich und reißfest. Bei hohen Temperaturen und unter kontrollierten Bedingungen sind einige von ihnen biologisch abbaubar. Dabei geben sie nur soviel CO2 an die Umwelt ab, wie die Pflanzen, aus denen sie bestehen, während des Wachstums aufgenommen haben. Außerdem sind Biokunststoffe grundsätzlich recycelbar.
Zu den Nachteilen gehört, dass sich Biokunststoffe in der Natur nicht unbedingt schneller abbauen als konventionelle Kunststoffe. Auch die Materialien, die theoretisch kompostierbar sind, zersetzen sich beim normalen Kompostieren nicht.
Dafür wären Verweilzeiten erforderlich, die in den wenigsten Kompostieranlagen erreicht werden. Viele Produkte schaffen es aber erst gar nicht bis in eine Kompostieranlage. Denn die Mehrheit der Sortieranlagen entfernt pflanzliche Kunststoffprodukte als unsortierbare Reste. Dadurch landen sie in der Verbrennung.
Die Fertigung von Biokunststoffen ist energieintensiv und verbraucht mitunter Anbaufläche, die besser genutzt werden könnte. Außerdem sind längst nicht alle Biokunststoffe rein pflanzlich. Viele Materialien enthalten chemische Zusätze auf Erdölbasis.
Doch beim Kompostieren können diese Zusätze freigesetzt werden, sodass sie am Ende in die Umwelt gelangen.
Risikobewertung von Bioplastik als Kunststoffalternative
Grundsätzlich ist es ein richtiger und sinnvoller Ansatz, Kunststoffe aus nachwachsenden, unbedenklichen Rohstoffen herzustellen. Wirklich praxistauglich sind Biokunststoffe aber bisher nicht.
Mag sein, dass sie in ein paar Jahren ausgereift sind. Bis dahin sind sie aber kein guter Ersatz für konventionellen Kunststoff.
Hier finden sie noch unsere weiterführenden Informationen:
- Biokunststoffe im Vergleich zu herkömmlichen Kunststoffen, Teil 1
- Biokunststoffe im Vergleich zu herkömmlichen Kunststoffen, Teil 2