Eine kürzlich durchgeführte Untersuchung ergab, dass die Belastung von Kindern und Erwachsenen mit dem Weichmacher DNHP überraschend hoch ist.
Forscher des nordrhein-westfälischen Verbraucherschutzamtes hatten in Zusammenarbeit mit dem Umweltbundesamt bei der Untersuchung eingelagerte Urinproben aus den Jahren 2017 bis 2021 von Kindergartenkindern und Erwachsenen analysiert.
Dabei fanden die Forscher in 61 Prozent der Urinproben der Kinder ein Abbauprodukt des Weichmachers DNHP. Bei den Erwachsenen war die Substanz in 37 Prozent der Proben enthalten. Angesichts dieser Befunde gehen die Forscher davon aus, dass die Belastung der Menschen im gesamten Bundesgebiet ähnlich hoch sein dürfte.
Doch welche gesundheitlichen Risiken sind damit verbunden? Wie gefährlich ist der Weichmacher DNHP? Und wie kommt der Weichmacher überhaupt in den Körper, wo er doch eigentlich inzwischen verboten ist?
Wir beantworten die wichtigsten Fragen!:
Inhalt:
Wo kommen Weichmacher her und wie gelangen sie in den Körper?
Die Hauptquelle von Weichmachern sind wahrscheinlich manche Kunststoffarten. Denn so gut wie alle Plastikprodukte enthalten Chemikalien, die das Material formbar und elastisch machen. Diese Substanzen gelangen anschließend über Lebensmittel, Spielsachen und andere Gegenstände des täglichen Gebrauchs in den menschlichen Körper. Vor allem kleine Kinder nehmen zum Beispiel ihr Spielzeug oft in den Mund und eröffnen den Chemikalien auf diese Weise den Zugang in den Körper.
Seit dem Jahr 2023 darf DNHP nur noch in Industrieprodukten eingesetzt werden, und dies auch nur dann, wenn eine entsprechende Genehmigung vorliegt. Angaben des Umweltbundesamtes zufolge hat bisher aber noch kein Unternehmen eine solche Genehmigung beantragt oder erhalten.
Eigentlich dürfte der Weichmacher deshalb in Kunststoffprodukten, die in Europa hergestellt wurden, also gar nicht mehr vorkommen.
Somit auch nicht bei uns – bei der BKM – Bremer Kunststoff Manufaktur.
Doch warum konnte das Abbauprodukt des Weichmachers dann trotzdem in den Proben nachgewiesen werden?
Das Umweltbundesamt vermutet, dass das gefundene DNHP auf ältere oder importierte Kunststoffprodukte zurückzuführen sein könnte. Allerdings ist auch möglich, dass die in den Proben nachgewiesenen Abbauprodukte gar nicht auf den Weichmacher DNHP zurückgehen, sondern aus anderen Chemikalien entstanden sind.
Weil ein Zusammenhang zwischen DNHP und Sonnenschutzmitteln denkbar ist, wird derzeit untersucht, ob zum Beispiel UV-Filter in Sonnencremes der Ursprung sein könnten.
Die Behörden in Deutschland und der EU suchen noch nach der genauen Herkunft der Phthalate, die bei der Kontrolluntersuchung im Urin entdeckt wurden. Möglicherweise könnte die räumliche Verbreitung des Abbauprodukts einen Hinweis auf den Ursprung der Belastung liefern.
Allerdings wurde der Weichmacher sowohl im ländlichen Raum als auch in städtischen Wohngegenden nachgewiesen. Das macht die Suche nach den Ursachen schwieriger.
Hinweise darauf, dass die Kinder und Erwachsenen den Stoff aus dem Trinkwasser oder der Umwelt aufgenommen haben, fehlen bislang ebenfalls.
Was bewirkt der Weichmacher DNHP im Körper und wie gefährlich ist das?
Weichmacher aus der Gruppe der Phthalate, zu denen auch DNHP gehört, haben eine hormonähnliche Wirkung. Deshalb greifen sie in das Hormonsystem ein und beeinflussen sowohl den Stoffwechsel als auch verschiedene Körperfunktionen.
Die Effekte erstrecken sich von der frühkindlichen Entwicklung über die Pubertät bis hin zur Fortpflanzung im Erwachsenenalter.
Deshalb stehen Phthalate im Verdacht, Entwicklungsstörungen, Unfruchtbarkeit, verschiedene Organschädigungen und diverse andere Krankheiten zu begünstigen.
Auf der anderen Seite ist bislang nicht mit Sicherheit geklärt, ab welcher Menge der Weichmacher DNHP oder seine Abbaustoffe gesundheitsschädlich für den Menschen sind.
Denn Nachweise für die Wirkung beschränkten sich hauptsächlich auf Tierversuche. Allerdings ist bekannt, dass Substanzen, die auf hormoneller Ebene wirksam sind, schon in kleinen Dosen zu molekularen Kettenreaktionen führen.
Außerdem können sie sich im Laufe der Zeit im Körper anreichern und dadurch eine stärkere Wirkung entfalten. Hinzu kommt, dass sich die Einzelwirkungen verschiedener Phthalate summieren können.
Der beste Weg ist deshalb, bedenkliche Weichmacher möglichst zu vermeiden. Das gelingt, indem beim Kauf von Kunststoffprodukten darauf geachtet wird, dass sie z.B. ein Siegel haben, das sie ausdrücklich als phthalatfrei kennzeichnet.
Ich hatte zuletzt einen Bericht gelesen, dass der Zoll seinen Kontrollpflichten bei Importen kaum nachkommen könnte, wegen der Fülle an Lieferungen/Containern. Daher bleibt es wohl nicht aus, dass wir nie genau wissen, welche Weichmacher verwendet werden oder in welchen Produkten…