Wie können wir Kunststoffverpackungen so gestalten, dass sie das verpackte Produkt zuverlässig schützen, ästhetischen Ansprüchen gerecht werden und gleichzeitig die immer höheren Anforderungen an die Recyclingfähigkeit erfüllen? Was macht eine Verpackung aus, die sich für die Kreislaufwirtschaft eignet?
Alljährlich im September veröffentlicht die Stiftung Zentrale Stelle Verpackungsregister (ZSVR) die aktuellen Mindeststandards für die Bemessung der Recyclingfähigkeit von Verpackungen.
Der Gesetzgeber möchte dadurch einen Rahmen schaffen, an dem sich die dualen Systeme und deren Kunden orientieren können. Und die Bemühungen zeigen Wirkung. So ist die Recyclingquote erneut gestiegen.
Inhalt:
Erfreuliche Bilanz beim Recycling von Kunststoffverpackungen
Die 30. Ausgabe der Recyclingbilanz für Verpackungen, die inzwischen erschienen ist, dokumentiert die weiterhin positive Entwicklung beim Recycling von Kunststoffverpackungen. So hat das Recycling von Verpackungen aus Kunststoff laut Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM) auch im Jahr 2022 zugelegt. Die Quote stieg im Vergleich zum Vorjahr um 2,1 Prozent, im Bereich des privaten Endverbrauchs um 3,5 Prozent.
Bezogen auf den Gesamtmarkt erreichten Kunststoffverpackungen damit eine Recyclingquote von insgesamt 65,6 Prozent. Im Bereich des privaten Endverbrauchs lag sie sogar bei 69,8 Prozent. Die erzielte Quote überstieg demnach die gesetzliche Recyclingvorgabe deutlich.
Dabei wurden die Kunststoffverpackungen nahezu vollständig in Deutschland und dem EU-Raum verwertet. Weniger als ein Prozent wurde ins Nicht-EU-Ausland exportiert und hier hauptsächlich in die Türkei, die Schweiz und nach Serbien.
Umso bedauerlicher ist es, dass sich dieser Trend in der öffentlichen Wahrnehmung von Kunststoffen und ihrer Verwendung als Verpackungen nicht widerspiegelt. Schon seit Jahren verzeichnen Kunststoffverpackungen enorme Veränderungen bei der Mehrweg- und Recyclingfähigkeit sowie beim Einsatz von Rezyklaten.
Diese Änderungen sollten allmählich auch zu einem Umdenken führen. Experten aus der Industrie sehen in der Diskriminierung von Plastik den komplett falschen Ansatz. Wenn wir einen nachhaltigen Konsum fördern und die CO2-Emissionen senken wollen, bringt es wenig, stetig auf der bösen Plastikverpackung herumzureiten.
Stattdessen sollten wir uns darauf konzentrieren, optimale Lösungen zu finden und dabei die Industrie, den Handel und die Verbraucher gleichermaßen in die Verantwortung zu nehmen.
Trendwende beim Verbrauch von Kunststoffverpackungen
Im Vergleich zum Vorjahr verringerte sich der Verbrauch von Kunststoffverpackungen im Jahr 2022 um 2,6 Prozentpunkte. Der private Endverbrauch nahm gegenüber dem Vorjahr um 3,4 Prozentpunkte ab und fiel damit auf das Niveau von vor 2015 zurück.
Im Jahr 2022 lag der Anteil von Kunststoffen am gesamten Verpackungsverbrauch bei knapp 17 Prozent.
Laut GVM zeichnete sich die Trendwende bei der Verwendung von Kunststoffverpackungen schon 2019 ab, wurde aber von den besonderen Umständen und Auswirkungen der Corona-Pandemie überlagert. Wie sich der Verbrauch von Verpackungen aus Kunststoff entwickelte, ist das Ergebnis von langfristigen, teilweise gegensätzlichen Trends.
Dazu gehören unter anderem diese:
- Kunststoffe wurden durch andere Materialien ersetzt, hauptsächlich durch Papier und Papierverbunde.
- Flexible Verpackungen wie Nachfüllpackungen und Standbeutel nahmen zu.
- Der Verbrauch von PET-Flaschen nahm ab.
- Nach einem starken Trend zu Selbstbedienungsware pendelte sich die Nachfrage nach Thekenware im Supermarkt stabil ein.
- Verzehrfertige, portionierte Ware nahm zu.
- Der Markt für gekühlte Fertiggerichte verzeichnete ein schnelles Wachstum.
Dass Kunststoffe als Verpackungsmaterial so erfolgreich sind, liegt daran, dass sie die hohen Ansprüche an effiziente und leistungsstarke Verpackungen erfüllen.
Noch können Plastikverpackungen das schlechte Image der vergangenen Jahre aber nicht abschütteln. Deshalb ist es an der Zeit, eine Neubewertung vorzunehmen. Der überaus positive Aufwärtstrend beim Recycling und die Materialeffizienz, mit der andere Verpackungsmaterialien kaum mithalten können, machen Kunststoffverpackungen zukunftsfähig.
Nachhaltiges Design als Grundlage für die Recyclingfähigkeit von Kunststoffverpackungen
Damit wir den Kunststoffkreislauf weiter schließen und auf diese Weise Ressourcen sparen und das Klima schützen können, brauchen wir die getrennte Sammlung von Kunststoffverpackungen und effiziente Recyclingtechnologien. Die wesentliche Grundlage ist aber ein konsequentes Verpackungsdesign fürs Recycling. Doch genau an dieser Stelle tauchen immer wieder Hürden auf.
Durch den Mindeststandard für die Bemessung der Recyclingfähigkeit von Verpackungen, der erstmals 2019 erschien und seitdem jedes Jahr aktualisiert wird, bietet die ZSVR Orientierung.
Auf dieser Basis konnten schon viele Kunststoffverpackungen nachhaltig optimiert werden. Das Design für Kunststoffverpackungen der Zukunft ist ein Kreislauf-Design, das von vorneherein darauf ausgelegt ist, Rohstoffe zu erhalten und das Klima zu schützen.
Eine Studie der GVM ergab, dass schon jetzt 74 Prozent der Kunststoffverpackungen aus haushaltsnahen Sammlungen recyclingfähig sind. Im Jahr 2016 betrug dieser Wert noch 66 Prozent. Diese positive Entwicklung müssen wir weiter voranbringen und gleichzeitig Fehlentwicklungen entgegenwirken.
Die Reform, die das Verpackungsgesetz angestoßen hat, geht in die richtige Richtung. Doch um die positiven Effekte eines Wertstoffkreislaufs voll ausschöpfen zu können, müssen weitere politische Schritte folgen, zum Beispiel in Form von finanziellen Anreizen für eine konsequente Verpackungsgestaltung, die nachhaltig und recyclingfähig ist.