Rund um Biokunststoffe, oder genauer biobasierte und biologisch abbaubare Kunststoffe, bestehen oft viele Fragen.
Das gilt auch und vor allem im Vergleich zu herkömmlichen Kunststoffen. In einem zweiteiligen Beitrag klären wir deshalb die wichtigsten Punkte.
Dabei haben wir in Teil 1 beantwortet, was genau Biokunststoffe sind. Außerdem haben wir uns biobasierte Kunststoffe näher angeschaut.
In diesem Teil 2 nehmen wir uns die biologisch abbaubaren Kunststoffe vor:
Biologisch abbaubare Kunststoffe
Biologisch abbaubare Kunststoffe kennzeichnen sich dadurch, dass sie sich unter bestimmten Bedingungen zersetzen und dabei hauptsächlich CO2 und Wasser zurücklassen.
Anders als die Bezeichnung vermuten lässt, müssen sie aber nicht unbedingt aus biogenen Rohstoffen bestehen. Cellulose, Stärke oder Milchsäure können zwar eingesetzt werden.
Doch genauso können wir abbaubare Kunststoffe aus erdölbasierten Polyestern oder aus Mischungen von bio- oder erdölbasierten Rohstoffen herstellen.
Können Produkte aus biologisch abbaubaren Kunststoffen in den Biomüll?
Verpackungen und Einwegprodukte wie Teller, Besteck oder Becher aus Kunststoff gehören nicht in den Bioabfall. Stattdessen müssen Kunststoffprodukte über die dafür vorgesehene Abfallsammlung entsorgt werden. Je nach Produkt ist das die Gelbe Tonne oder der Restmüll. Das gilt auch für biologisch abbaubare Kunststoffe.
Die gesammelten Bioabfälle werden unter anderem zu Düngemitteln für die Landwirtschaft oder zu Kompost als Basis für Blumenerde verarbeitet. Doch dafür sind weder herkömmliche noch biologisch abbaubare Kunststoffe geeignet.
Außerdem stören biologisch abbaubare Kunststoffe die Abläufe in den Kompostierungsanlagen, weil sie nur zum Teil abgebaut werden und den produzierten Kompost verunreinigen.
Eignen sich biologisch abbaubare Kunststoffe für eine Kompostierung im Garten?
Die Normen zur Kompostierbarkeit überprüfen einen Abbau unter den Bedingungen, die in einer industriellen Kompostierungsanlage herrschen. Hier werden zum Beispiel hohe Temperaturen erreicht, die weit über 60 Grad Celsius liegen. Unter kontrollierten und optimalen Bedingungen bauen sich die Kunststoffe zügig und zuverlässig ab.
Unter normalen Umweltbedingungen, wie sie auch auf einem Komposthaufen im heimischen Garten gegeben sind, findet der Abbau gar nicht statt oder dauert erheblich länger. Im fertigen Kompost bleiben deshalb Kunststoffreste übrig.
Abbaubare Kunststoffe haben für den Kompost aber keinen Nutzen. Deshalb sollten die Produkte als Abfall entsorgt werden.
Auch ausgediente Blumentöpfe, andere Pflanzgefäße und Landwirtschaftsfolien sollten entweder wiederverwendet oder über die Gelbe Tonne entsorgt werden.
Sie dürfen nicht im Garten, auf Grünflächen oder in der freien Natur zurückbleiben. Ob die Gefäße und Folien aus herkömmlichem, biobasiertem oder biologisch abbaubarem Kunststoff bestehen, spielt dabei keine Rolle.
Welche Vor- und Nachteile bieten Bioabfallsammelbeutel aus biologisch abbaubarem Kunststoff?
Sammelbeutel aus abbaubaren Kunststoffen ermöglichen, Bioabfälle bequem und hygienisch zu sammeln. Anders als Papierbeutel sind sie wasserdicht und reißfest. Das erleichtert auch den Transport zur Biotonne.
Ein großer Minuspunkt ist aber, dass die Beutel in den Anlagen bereits während der Abfallaufbereitung zusammen mit anderen Störstoffen ausgesiebt und als Reststoff entsorgt werden. Denn die eingesetzte Technik ist aktuell (noch) nicht in der Lage, biologisch abbaubare von herkömmlichen Kunststoffen zu unterscheiden.
Ein anderes Problem war die Abbauzeit, die in der Norm festgelegt war. Weil die Behandlungszeiten in heutigen Kompostanlagen deutlich kürzer sind, zerfielen die Sammelbeutel trotz Abbaubarkeit nicht vollständig.
Inzwischen können wir aber Material herstellen, das sich schneller abbaut. Zusätzlich dazu sieht die Norm jetzt eine von zwölf auf sechs Wochen herabgesetzte Rottezeit vor. Trotzdem kann es passieren, dass der fertige Kompost noch Kunststoffpartikel enthält.
Haben Verpackungen und Einwegprodukte aus biologisch abbaubarem Kunststoff Vorteile?
Im Vergleich zu herkömmlichen oder biobasierten Kunststoffen haben biologisch abbaubare Kunststoffe als Material für Verpackungen keine Vorteile. Entscheidend ist in erster Linie, dass das Material stabil und beständig ist.
Kann ein Kunststoff lange genutzt und nach einem Recycling mehrfach verwendet werden, überwiegen die ökologischen Vorteile einen möglichen Ressourcenverlust durch biologischen Abbau deutlich.
Ein weiterer Aspekt betrifft die Stabilität während der Nutzungsdauer und die Eignung für den Kontakt mit Lebensmitteln. Biologisch abbaubare Kunststoffe können leicht von Mikroorganismen besiedelt werden, die den Abbau voranbringen. Allerdings können diese Mikroorganismen auch das verpackte Produkt verunreinigen, was vor allem bei Lebensmitteln problematisch sein kann.
Zu bedenken ist auch, dass die Kennzeichnung als biologisch abbaubares Produkt erst recht zu einem sorglosen Umgang verleiten könnte. Schließlich lässt die Bezeichnung vermuten, dass es sich um ein Kunststoffprodukt handelt, das sich ökologisch unbedenklich zersetzt.
Das Ergebnis könnten eine stärkere Vermüllung der Umwelt und Fehlwürfe in Biotonnen sein.
Deshalb sollten wir Mehrwegprodukte Einwegartikeln immer vorziehen und den Fokus auf das Recycling von Kunststoffen legen.
Welche Verantwortung tragen Hersteller von biologisch abbaubaren Verpackungen?
Das Verpackungsgesetz legt eine Produktverantwortung für Verpackungsabfälle fest. Dadurch sind eine hochwertige Verwertung und eine Zuordnung der Entsorgungskosten nach dem Verursacherprinzip sichergestellt.
Unternehmen, die Verpackungen herstellen und in Verkehr bringen, müssen sich im Verpackungsregister namens LUCID registrieren. Außerdem besteht im Normalfall die Pflicht, am dualen System mitzuwirken.
PDF:
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