Ob als Flasche, Box, Folie, Schlauch, Becher, Geschirr oder Kochbesteck: Bei der Produktion, der Verpackung, der Verarbeitung und der Aufbewahrung kommen Lebensmittel in verschiedensten Formen mit Kunststoffen in Berührung.
Und dieser Kontakt soll und muss ohne Folgen bleiben. So dürfen die eingesetzten Polymere keinen nachteiligen Einfluss auf die Nahrungsmittel haben.
Es muss dauerhaft sichergestellt sein, dass sich der Geschmack und der Geruch der Nahrungsmittel nicht verändert und die Speisen und Getränke ohne gesundheitliche Bedenken verzehrt werden können. Aus diesem Grund müssen Kunststoffe, die mit Lebensmitteln in Kontakt kommen, strenge Anforderungen erfüllen.
Inhalt:
Lebensmittelechtheit von Kunststoffen
Das Attribut „lebensmittelecht“ ist kein Begriff mit einer gesetzlich verankerten Definition. Es handelt sich vielmehr um einen Ausdruck, der in der Industrie und der Öffentlichkeit gebräuchlich ist, um Materialien zu beschreiben, die den rechtlichen Vorgaben für den Kontakt mit Lebensmitteln entsprechen.
Wann ein Kunststoff als lebensmittelecht gilt, ergibt sich in Deutschland aus verschiedenen Vorschriften.
Dazu gehören die Richtlinien des Lebensmittel-, Bedarfsgegenstände- und Futtermittelgesetzbuchs (LFGB). Hinzu kommen mehrere EU-Verordnungen.
Ein Stoffübergang lässt sich technologisch aber nicht immer vollständig vermeiden. Deshalb wurde in einer späteren Verordnung eine Ausnahme zugelassen. Demnach muss bei einem lebensmittelechten Kunststoff gewährleistet sein, dass seine stofflichen Bestandteile bei einer normalen Verwendung nur in einer minimalen Menge, die nicht gesundheitsgefährdend ist, auf das Lebensmittel übergehen.
Gleichzeitig darf sich die Zusammensetzung des Nahrungsmittels nicht verändern und weder sein Geschmack noch sein Geruch beeinträchtigt werden.
Speziell für Kunststoffe in der Lebensmittelindustrie hat die EU noch eine weitere Verordnung auf den Weg gebracht. Die Verordnung (EU) Nr. 10/2011 enthält eine verbindliche Positivliste mit Monomeren und Zusatzstoffen, die bei der Herstellung von Kunststoffprodukten für den Kontakt mit Lebensmitteln zulässig sind.
Während auf EU-Ebene die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA für die Positivliste zuständig ist, kümmert sich in Deutschland das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) um Fragen der Lebensmittelsicherheit.
Das BfR forscht zum Thema und empfiehlt regelmäßig Materialien für den Lebensmittelkontakt. Die Empfehlungen zu Kunststoffen und anderen Materialien sind frei zugänglich in einer Datenbank auf der Webseite des Amts abrufbar.
Einsatzbereiche von lebensmittelechten Kunststoffen
Kunststoffe und Nahrungsmittel haben sehr viele Berührungspunkte. Das fängt in der Industrie bei den Förderbändern an, auf denen Lebensmittel während der Verarbeitung transportiert werden, geht weiter über die Tischplatten, wo die Lebensmittel weiter bearbeitet und sortiert werden, und endet bei der Verpackung.
Auch in Supermärkten, Metzgereien, Bäckereien, Restaurants und Imbissen sind Kunststoffe im Einsatz. So zum Beispiel in Form von Regalböden, Schneidebrettern, Behältern, Boxen und Verpackungsmaterialien.
Im Haushalt geht es mit den lebensmittelechten Kunststoffen weiter. So dürften sich in jeder Küche Frühstücksbretter, Frischhaltedosen, Schüsseln oder Kochbesteck aus Plastik finden.
Die Liste ließe sich noch lange fortsetzen, denn so gut wie alle Kunststoffgegenstände in der heimischen Küche bestehen aus lebensmittelechten Materialien. Sogar der Kühlschrank ist innen mit Kunststoffen ausgestattet, die für den Kontakt mit Lebensmitteln zugelassen sind.
Kennzeichnungen für lebensmittelechte Kunststoffe
Damit Verbraucher schnell und unkompliziert erkennen können, ob Gegenstände oder Verpackungsmaterialien aus lebensmittelechten Kunststoffen bestehen, wurden verschiedene Kennzeichnungen eingeführt.
Dazu zählt ein Logo, auf dem ein Becher und eine Gabel abgebildet sind. Dieses Logo bestätigt, dass der Kunststoff aus gesundheitlicher Sicht unbedenklich ist. Daneben kann ein Produkt mit dem Hinweis „Für Lebensmittelkontakt“ gekennzeichnet sein oder eine konkrete Beschreibung des Verwendungszwecks enthalten.
Ein weiteres Kennzeichen für lebensmittelechte Kunststoffe ist ein Recycling-Symbol. Es zeigt drei Pfeile, die zu einem Dreieck angeordnet sind. In der Mitte des Dreiecks steht die Codenummer des Kunststoffs, unter dem Dreieck manchmal zusätzlich auch das Kurzzeichen.
Lebensmittelechtheit von PVC
Zu den Kunststoffen, die am häufigsten für Produkte mit Lebensmittelkontakt eingesetzt werden, gehören Polyethylenterephthalat (PET), Polyethylen (PE), Polypropylen (PP), Polystyrol (PS) und auch Polyamid (PA). Doch was ist mit Polyvinylchlorid (PVC)?
PVC wird sehr vielseitig angewendet, und das überwiegend im Non-Food-Bereich. Im Zusammenhang mit Lebensmitteln kommt der Kunststoff seltener zum Einsatz. In seiner Grundform ist PVC hart, spröde und beständig gegenüber Säuren, Laugen, Ölen und Alkoholen. Deshalb eignet sich Hart-PVC zum Beispiel für Herstellung von Speiseöl- und Essigflaschen oder für Verpackungen von Bonbons und Pralinen.
Durch die Zugabe von Weichmachern wird PVC elastisch und formbar. Aus Weich-PVC werden zum Beispiel Schrumpffolien hergestellt. Diese Folien ziehen sich bei Wärmeeinwirkung zusammen und stabilisieren dadurch das verpackte Gut beim Transport und der Lagerung. Schrumpffolie kommt oft als Schutz von Paletten oder als Umverpackung von PET-Flaschen zum Einsatz.
PVC-Folien finden sich noch an den Frische-Theken im Handel. Im Haushalt hingegen bestehen Frischhaltefolien inzwischen ausschließlich aus PE ohne Weichmacher. Tatsächlich sind es auch die Weichmacher, die der Grund dafür sind, dass PVC im Lebensmittelsektor kaum noch eine Rolle spielt.
Denn die Lebensmittelechtheit von PVC ist nur unter zwei Voraussetzungen gegeben:
- Entweder PVC enthält gar keine Weichmacher.
- Oder PVC enthält ausschließlich lebensmittelechte Weichmacher.
PVC ohne Weichmacher ist hart und spröde. Außerdem ist der Kunststoff leicht gelblich gefärbt. Für den Einsatz im Lebensmittelbereich ist es so nur bedingt attraktiv.
Zulässige Weichmacher basieren zum Beispiel auf Zitronensäure- oder Adipinsäure-Estern. Sie sind allerdings sehr teuer und ändern auch nichts an der Gelbfärbung. Deshalb haben andere Kunststoffe PVC im Lebensmittelbereich abgelöst. Und auch die Verpackungsindustrie greift inzwischen aus Umweltgründen eher auf PET zurück.