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Schnellüberblick: Die wichtigsten Punkte:

  • Enzym PHL7 revolutioniert Plastikabbau: PHL7 kann PET-Plastik in weniger als 24 Stunden vollständig zersetzen und ermöglicht die Wiederverwendung des Kunststoffs ohne Qualitätsverlust.
  • Nachhaltige Kreislaufwirtschaft: PHL7 könnte entscheidend dazu beitragen, die Herstellung neuer Kunststoffe zu reduzieren und das globale Plastikmüllproblem zu bekämpfen, indem es vollständig recycelbare Kunststoffe ermöglicht.
  • Zukunftsweisende Technologie: Die Forscher planen, bis 2030 marktreife Lösungen für nachhaltige Kunststoffkreisläufe zu entwickeln, was eine signifikante Veränderung in der Kunststoffindustrie bedeutet.

Was kann das Enzym PHL7

Der Name klingt nicht besonders spektakulär. Doch die Entdeckung, die der Biochemiker Dr. Christian Sonnenberger und sein Forschungsteam an der Universität Leipzig mit dem Enzym PHL7 gemacht haben, könnte einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, das globale Plastikmüllproblem zu lösen.

Was aber hat es mit dem Enzym PHL7 überhaupt auf sich und warum ist es so besonders?:

Das Recycling von Kunststoffen ist problematisch

Auch wenn Kunststoffe in vielen Bereichen unverzichtbar sind, ist der Umstand, dass es nicht möglich ist, sie vollständig zu recyceln, ein ernsthaftes Problem für unsere Umwelt. Vor allem die Verwendung von Mischkunststoffen macht das Recycling schwierig.

Die Folge davon ist, dass das Plastik entweder verbrannt wird oder in Form von Mikroplastik in die Umwelt gelangt. Hinzu kommt, dass die Erdölressourcen immer knapper werden. Aus diesem Grund müssen wir nachhaltige Alternativen finden.

Bio-Kunststoffe scheinen ein vielversprechender Ansatz zu sein. Allerdings sind sie bislang noch nicht weit verbreitet, weil die Kosten hoch sind. Außerdem sind Bio-Kunststoffe unter gewissen Voraussetzungen zwar kompostierbar, aber nicht recycelbar.

Doch um das globale Problem mit dem Plastikmüll zu lösen, brauchen wir einerseits Kunststoffe, die vollständig recycelbar sind, und andererseits eine Kreislaufwirtschaft.

PHL7 zersetzt reines PET

Dr. Christian Sonnendecker von der Universität Leipzig hat sich mit seinem Forschungsteam zum Ziel gesetzt, noch in diesem Jahrzehnt eine Technologie zu entwickeln, die zu einem vollwertigen Ersatz für nicht recycelbaren Kunststoff werden kann. Dabei sollen Enzyme der Schlüssel sein. Durch ihre Hilfe soll es gelingen, Kunststoffe biologisch abbaubar zu machen, sodass die Kunststoffe dann beliebig oft wiederverwendet werden können.

Ein solches Enzym, nämlich PHL7, hat der Biochemiker auf einem Komposthaufen auf dem Friedhof in Leipzig gefunden. Weil organischer Abfall besonders warm ist, fühlen sich viele Organismen darin sehr wohl. Diese Vielfalt macht einen Komposthaufen zu einer biologischen Goldgrube.

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Das Forschungsteam machte mit dem Enzym eine eindrucksvolle Entdeckung. So ist PHL7 im Rahmen von biochemischen Prozessen dazu in der Lage, reines PET in weniger als 24 Stunden vollständig zu zersetzen. Aus dem Kunststoff Polyethylenterephthalat, kurz PET, werden verschiedenste Produkte hergestellt, angefangen bei Flaschen über Folien und Textilfasern bis hin zu Gefäßprothesen.

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Im Labor wird eine Plastikschale aus PET in ein Gefäß getaucht, in dem sich eine Lösung mit dem Enzym befindet. Im Verlauf der nächsten Stunden löst sich die Schale komplett auf. Sichtbar bleibt in dem Gefäß nur die Flüssigkeit zurück.

Weitere Prozesse machen es möglich, das aufgelöste PET in Form von Granulat wiederzugewinnen. In dieser Form kann der Kunststoff ohne Qualitätsverluste und ohne, dass neue Ressourcen eingesetzt werden müssen, wiederverwendet werden.

Infobox: Was ist und kann das Enzym PHL7?

Bei PHL7 handelt es sich um ein Enzym, das Forscher der Universität Leipzig entdeckt haben. Das Enzym kann Kunststoffe, und hier insbesondere PET, biologisch abbauen. Es ist aber nicht nur in der Lage, den Abbau von Kunststoffen zu beschleunigen, sondern macht es auch möglich, die Kunststoffe vollständig in ihre ursprüngliche Form zurückzuführen.

Die Forschung an PHL7 gehört zu einem Projekt, das das Ziel verfolgt, nachhaltige Alternativen für Kunststoffe zu finden, die nicht recycelt werden können.

Die Anwendung des Enzyms PHL7 könnte dazu beitragen, dass Plastik effizienter wiederverwendet werden kann. Das birgt gleichzeitig die Chance, dass weniger Plastikmüll entsteht.

Was kann das Enzym PHL7 (1)

Die Suche geht weiter

Neben der Universität Leipzig unterstützt auch ein europäisches Netzwerk das Projekt. Ein Antrag auf Fördergeld beim Bund ist ebenfalls gestellt. Auch große, namhafte Unternehmen haben ihr Interesse bekundet. Zumal Unternehmen immer strengere Recyclingauflagen erfüllen müssen.

Am Ende geht es um den Willen, die Zustimmung und ein Stück weit auch um die Bereitschaft, auf einen Kunststoff zu setzen, der zwar etwas mehr kostet, dafür aber nachhaltig ist und die Umwelt nicht schädigt.

Mit dem Enzym PHL7 steht die Leipziger Universität an der Weltspitze der Forschung. Bislang kann nur PET zerlegt werden. Doch das Team forscht daran, ob auch andere Kunststoffe mithilfe von Enzymen abgebaut werden können. Das übergeordnete Ziel ist, einen vollständigen Biokreislauf für Kunststoffe in der Industrie aufzubauen.

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Auf diese Weise wird es nicht mehr notwendig, Kunststoffe herzustellen, die mit begrenzten Ressourcen neu produziert werden müssen und nicht recycelbar sind.

Die Weiterentwicklung der Enzyme könnte zu einem Meilenstein in der Geschichte der Kunststoffhersteller werden und einen großen Beitrag dazu leisten, Kunststoffe zukunftsfähig zu machen.

Die Forscher sind zuversichtlich, dass die Technologie bis 2030 marktreif sein wird. Damit ist die Vision von komplett recycelbarem Kunststoff so zum Greifen nahe, wie noch nie zuvor.