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Weil sich PFAS durch eine einzigartige Kombination an Eigenschaften auszeichnen, werden sie in vielen verschiedenen Produkten und Maschinen eingesetzt. Doch wegen Umweltbedenken plant die EU eine Regulierung dieser Stoffgruppe.

Wie positioniert sich die Kunststoffindustrie zum PFAS-Verbot

Wie positioniert sich die Kunststoffindustrie zu dem möglichen PFAS-Verbot?:

Ein umfassendes PFAS-Verbot soll vom Tisch

Weil per- und polyfluorierte Alkylverbindungen, kurz PFAS, sehr langlebig sind, werden sie oft auch Ewigkeits-Chemikalien genannt. Dabei gibt es die Verbindungen in drei verschiedenen Formen. Eine Kategorie bilden perfluorierte Tenside, kurz PFT, die tatsächlich giftig sind.

Die zweite Gruppe bilden die Fluorpolymere. Ihr bekanntester Vertreter ist Polytetrafluorethylen, kurz PTFE. Als dritte Art kommen kleine und leichte Fluorkohlenstoffmoleküle dazu, die hauptsächlich als Flüssigkeiten oder Gase vorliegen.

Anders als die perfluorierten Tenside haben die Fluorpolymere und die Fluorkohlenwasserstoffe keine direkte schädliche Wirkung auf den Menschen. Tatsächlich finden wir Vertreter dieser beiden Stoffgruppen überall in unserer Umgebung.

So werden sie zum Beispiel in Antihaftbeschichtungen auf Alltagsgegenständen verarbeitet. Auch in Mikrochips, Autos, Batterien, Maschinen, Triebwerken, Dichtungen, medizinischen Geräten und Kühlsystemen sind sie im Einsatz.

ECHA:
Die Europäische Chemikalienagentur ECHA zieht in Erwägung, die Herstellung, die Verwendung und den Import von PFAS weitestgehend zu verbieten. Der Regulierungsvorschlag, wie er in der derzeitigen Form vorliegt, unterscheidet aber weder zwischen den verschiedenen Substanzen, die einzeln reguliert werden können, noch zwischen den verschiedenen, sehr breit gefächerten Anwendungen. Insofern ist es kein Wunder, dass die Kunststoffbranche ein allumfassendes PFAS-Verbot scharf kritisiert.

Die zentrale Forderung, die alle führenden Verbände der Kunststoffindustrie teilen, lautet: Sollte es ein PFAS-Verbot geben, müssen Fluorpolymere davon ausgenommen werden.

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Die Initiative „Wir sind Kunststoff“, die die Interessen der Kunststoffhersteller, der kunststoffverarbeitenden Industrie und des Kunststoffmaschinenbaus miteinander vereint, begründet die Forderung nach der Herausnahme aus dem Verbot damit, dass Fluorpolymere in vielen Anwendungen eine entscheidende Rolle spielen, ohne dabei irgendein Risiko darzustellen.

Ein Verbot von Fluorpolymeren kann existenzbedrohend werden

Der aktuelle Entwurf zur Regulierung von PFAS sieht auch ein Verbot für die Fluorpolymere vor, die wir unter anderem in Dichtungen, Schläuchen, Ventilen, Pumpen und Armaturen verarbeiten. Die Suche nach Stoffen, die ein vollwertiger Ersatz sein könnten, läuft zwar schon. Aber in absehbarer Zeit wird es nicht gelingen, solche Ersatzstoffe zu finden und zu entwickeln.

Aus diesem Grund fordern einige Verbände, dass PFAS-Verbindungen vom Verbot ausgeklammert werden, die in Maschinen verbaut sind und dadurch mit der Umwelt nicht in Kontakt kommen.

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Es steht außer Frage, dass Kunststoffhersteller und Kunststoffverarbeiter wie wir für den Schutz der menschlichen Gesundheit und der Umwelt einstehen und alles unternehmen, um zu verhindern, dass schädliche Substanzen in die Umwelt geraten.

Aber Fluorpolymere stellen grundsätzlich keine Gefahr für die Gesundheit dar, während sie notwendig sind, um die Funktionsfähigkeit der Produkte und Bauteile in den genannten Anwendungen sicherzustellen.

Das geplante PFAS-Verbot ist eine Regulierung, die prinzipiell alle Stoffe ausschließt, statt nur die wirklich bedenklichen Stoffe zu verbieten. Eine derart weitreichende Beschränkung könnte die Existenz vieler Betriebe bedrohen.

Wie positioniert sich die Kunststoffindustrie zum PFAS-Verbot (1)

Ein Verbot von Fluorpolymeren ist nicht verhältnismäßig

Die Arbeitsgruppe der Fluorpolymerhersteller von Plastics Europe, dem Verband der Kunststofferzeuger, kann die öffentlichen Bedenken wegen PFAS durchaus nachvollziehen. Sorgen darüber, wie PFAS hergestellt werden und wo sie am Ende ihrer Lebensdauer verbleiben, müssen ernst genommen werden.

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Denn auch wenn für den Menschen und die Umwelt durch Fluorpolymere keine direkte Gefahr ausgeht, werden für ihre Herstellung fluorierte Tenside benötigt. Diese sind giftig.

Der Kritikpunkt am Regulierungsentwurf ist aber, dass dieser nicht zwischen Fluorpolymeren und anderen PFAS wie eben fluorierten Tensiden differenziert. Ein generelles Verbot von Fluorpolymeren ist deshalb unverhältnismäßig.

Das harmlose Gefahrenprofil von Fluorpolymeren sollte vielmehr die Grundlage dafür sein, für diese Stoffe eine Ausnahmeregelung vorzusehen.

Hinzu kommt, dass die Übergangsfristen an vielen Stellen nicht ausreichen, um adäquate Alternativen zu etablieren. Insofern besteht am Regulierungsvorschlag noch recht viel Nachbesserungsbedarf.

Ein PFAS-Verbot stellt das Know-how infrage

Der Entwurf zur Beschränkung von PFAS bezieht sich auf eine Stoffgruppe, die mehr als 10.000 Substanzen umfasst. Darunter sind auch Stoffe wie Fluorpolymere, die als unbedenklich gelten. Unternehmen und Organisationen haben die vergangenen Monate genutzt, um zahlreiche Kommentare zum Dossier der ECHA abzugeben und weiterführende Informationen bereitzustellen.

In vielen Beiträgen wurde darauf hingewiesen, dass Wertschöpfungsketten wegbrechen werden, falls Fluorpolymere weitreichend beschränkt oder komplett verboten werden. Aus diesem Grund ist es notwendig, Fluorkunststoffe differenziert zu betrachten und zu bewerten.

Dabei ist die Europäische Chemikalienagentur ECHA bisher die einzige Institution weltweit, die über derart umfangreiche Beschränkungen nachdenkt. Derzeit sind viel Fachwissen und Wertschöpfung rund um Fluorpolymere noch in Europa beheimatet.

Doch das Verfahren der ECHA stellt beides infrage. Beschränkungen bis hin zu Verboten werden deshalb dazu führen, dass sich Europa global abhängiger macht. Auch dieser Aspekt geht in die falsche Richtung.