+49 421 830 253 110 info@bkm247.de
Seite wählen

Es betrifft Getränke wie Limonaden und Mineralwasser, aber auch Fruchtsäfte und Milch: Wer in den vergangenen Monaten versucht hat, den Deckel von einer Plastikflasche oder einem Getränkekarton abzuschrauben, hat sicher festgestellt, dass das nicht mehr geht. Hintergrund dafür ist eine EU-Richtlinie, die vorschreibt, dass Einweg-Getränkeverpackungen, die ganz oder anteilig aus verschiedenen Kunststoffarten bestehen, einen festsitzenden Verschluss haben müssen.

Wie sinnvoll sind „Tethered Caps“

Die Hersteller haben schon vor einiger Zeit damit begonnen, ihre Flaschen und Tetrapaks umzustellen. Seit Juli 2024 gilt die Pflicht EU-weit.

Doch wie sinnvoll sind die sogenannten „Tethered Caps“?

Der Kampf gegen Plastikmüll

Kunststoffe sind deshalb problematisch, weil sie sich nur sehr langsam zersetzen. Gelangen sie in die Umwelt, können sie dort Hunderte von Jahren verbleiben. Als Mikroplastik werden sie von Tieren aufgenommen, die die Kunststoffteilchen mit Nahrung verwechseln. Das schädigt nicht nur die Tiere, sondern hat auch zur Folge, dass der Kunststoff über den Kreislauf am Ende wieder auf unseren Tellern landet.

Schon seit langer Zeit zeigen Müllsammlungen an europäischen Stränden, welche Produkte hauptsächlich zur Vermüllung der Umwelt und insbesondere der Meere beitragen. In den Untersuchungen machten Kunststoffe bis zu 85 Prozent der Meeresabfälle aus. Etwa die Hälfte davon waren Einwegprodukte, darunter auch viele lose Deckel von Getränkeverpackungen.

Damit insgesamt weniger Müll entsteht und dieser vor allem nicht in der Umwelt landet, hat die EU mit der Einwegkunststoffrichtlinie verschiedene Maßnahmen auf den Weg gebracht. Eine dieser Maßnahmen sind die Tethered Caps.

Dabei handelt es sich um Deckel, die fest mit der Verpackung verbunden sind. Pflicht sind solche Deckel seit Juli 2024 in der gesamten EU an allen Einweggetränkeverpackungen aus oder mit Kunststoff, die ein Volumen von bis zu drei Litern haben.

Mehr informationen:  Korrosionsbeständigkeit von Kunststoffen

Funktionierendes Pfandsystem in Deutschland

In Deutschland ist das Müllproblem bei Getränkeverpackungen durch das Pfand und die Rücknahmesysteme schon weitestgehend gelöst, siehe auch die Recyclingfähigkeit von Kunststoffverpackungen. Etwa 97 Prozent der Einweg-PET-Flaschen mit Pfand werden zurückgebracht. Bei rund 95 Prozent dieser Behältnisse sind die Verschlüsse und Deckel mit dran.

Das wiederum hat ganz praktische Gründe. Denn solange die Flasche noch voll ist, schützt der Deckel den Inhalt. Später, bei der Rückgabe, verhindert er, dass Getränkereste auslaufen.

Newsletter 🔔

Geben Sie ihre E-Mail Adresse ein um unsere neuen Beiträge per Mail zu erhalten. Bei Eingabe ihrer E-Mail Adresse erklären Sie sich mit der Speicherung ihrer Daten einverstanden.

Von Gesetzes wegen ein Design vorzuschreiben und der Wirtschaft zur Erfüllung der Pflicht einen Zusatzaufwand aufzubürden, hat in Deutschland keinen echten ökologischen Mehrwert. Die hierzulande etablierten Ein- und Mehrwegsysteme mit Pfand sind ein Erfolgsmodell und haben eine internationale Vorbildfunktion.

Verpackungssysteme gegeneinander auszuspielen, hilft letztlich weder Verbraucher:innen noch den Herstellern und dem Handel weiter.

Andererseits sind Pfand- und Mehrwegsysteme europaweit gesehen noch eher die Ausnahme. Die Tethered Caps sollen ein Instrument sein, das zu mehr Recycling und weniger Müll in Meeren, Gewässern, Wäldern und auf Feldern führt.

Dabei ist die Idee hinter der Deckel-dran-Maßnahme denkbar einfach. Wenn die Verschlusskappen fest mit der Flasche oder dem Getränkekarton verbunden sind, können sie nämlich schon nicht lose irgendwo herumfliegen.

Wie sinnvoll sind „Tethered Caps“ (1)

Mehrweg als die beste Lösung

Fest verbundene Deckel zwangen nicht nur die Hersteller dazu, ihre Produktionen umzustellen. Auch viele Verbraucher:innen empfinden feste Deckel als nervig und störend. Ein Versuch, der Kritik der Verbraucher:innen zu begegnen, besteht in Aufklärung.

Mehr informationen:  Hintergründe und Kritikpunkte zur neuen Plastiksteuer

So sollen Tethered Caps eine nachhaltige Lösung sein und Kunststoff einsparen, weil bei der Produktion der neuen Verschlüsse weniger Material benötigt wird.

Die Erfahrung zeigt außerdem, dass Veränderungen oft auf Widerstand stoßen, die Gewöhnung aber recht schnell vonstattengeht. Auch als zum Beispiel Anfang der 1990er-Jahre die Verschlüsse von Aludosen so umgestellt wurden, dass sie nicht mehr abgerissen, sondern umgeklappt werden, gab es zunächst massive Proteste. Inzwischen ist das kein Thema mehr.

Trotzdem sind Tethered Caps nur ein kleines Puzzlestück.

Denn um die Vermüllung durch lose Deckel zu verringern, macht es natürlich Sinn, sie an der Flasche oder dem Tetrapak zu befestigen. Allerdings verhindert das nicht, dass das ganze Behältnis falsch entsorgt wird und in der Umwelt landet.

Kreislaufwirtschaftsgesetz:
Das Kreislaufwirtschaftsgesetz sieht vor, dass Verpackungen am besten vermieden oder wiederverwendet werden sollten. Der beste Ansatz ist deshalb, Mehrweglösungen grundsätzlich zu bevorzugen und die Flaschen zeitnah wieder in den Umlauf zu bringen. Je öfter solche Verpackungen wiederverwendet werden, desto besser ist ihre Ökobilanz. Außerdem stellt sich bei Mehrwegflaschen das Problem mit dem störenden, fest verbundenen Deckel nicht. Denn anders als bei Einwegverpackungen lässt sich der Verschluss bei Mehrwegverpackungen komplett abschrauben. Und das wird auch in Zukunft so bleiben.

Wer dennoch zu Einwegverpackungen greift, sollte sie unbedingt richtig, also über die gelbe Tonne oder die Wertstofftonne, entsorgen. Denn nur wenn Verbraucher:innen den Müll richtig trennen, können Kunststoffe überhaupt recycelt werden und zu neuen Produkten verarbeitet werden.